Allein der sperrige Titel verriet dem 5. Semester des Schulmusik-Profils Chorleitung, dass die kommenden Monate sie vor eine ganz neue Herausforderung stellte. Nachdem geklärt war, wer oder was dieses „Edom“ ist wurde umgehend mit der Planung dieses Mammutprojekts begonnen: Auf dem Programm stand Carl Heinrich Grauns Passions Pasticcio – eine Passionskantate, angereichert mit Sätzen aus der Feder von Telemann, Bach, Kuhnau und weiteren namhaften Vertretern des Hochbarock. Den rund 16-stimmigen Projektchor, zusammengestellt aus Studierenden verschiedener Institute, begleitete ein hochkarätiges Orchester aus dem Institut für Historische Aufführungspraxis.
Letzteres stellte die jungen Chorleiter*innen vor eine Vielzahl neuer Aufgaben. Nicht nur galt es neben dem Vokalensemble auch die Instrumente im Blick zu behalten, gleichzeitig wurde das Terrain der historisch informierten Aufführungspraxis von vielen erstmals betreten. Wie geht man mit einem Notentext um, der kaum Bezeichnungen zu Tempo, Dynamik und Artikulation enthält? Welche dirigentischen Aufgaben ergeben sich in so einer speziellen Aufführungssituation, wann zieht man die Zügel an, wann lockert man sie, gibt dem Continuo die Führung? Wie wirkt sich die historische Stimmung auf die Intonation im Chor aus?
Neben der musikalischen Vorbereitung stellte die komplexe Probenplanung eine Herausforderung dar: Wechselnde Besetzungen im Orchester forderten einen durch getakteten Zeitplan, um zu vermeiden, dass einzelne Instrumentalist*innen zu spät oder zu früh erscheinen und zu lange Wartezeiten entstehen. Ein wenig „ins Blaue hinein“ überlegt und nicht genau wissend, auf welche Probleme man in der Probe stoßen wird, wurden also die Proben geplant und minutiös austariert.
Nach der intensiven Vorbereitungsphase gelang eine fesselnde und inspirierte Aufführung – der langanhaltende Applaus bestätigte am Ende den neun Dirigent*innen, dass die Planung aufgegangen ist. Die knapp bemessene Probenzeit maximal genutzt wurde, um selbst an den kleinsten Details zu arbeiten und dann einen großen dramaturgischen Bogen über die 2 Stunden Passionsmusik zu spannen.
Großer Dank gilt hier den Betreuern Prof. Martin Steidler und Prof. Christine Schornsheim, welche unermüdlich bei den Proben mit Rat und Tat zur Seite standen sowie den Dozentinnen des Institutes für Historische Aufführungspraxis, die im Hintergrund die Vorbereitungen unterstützt haben. Ferner gilt es dem Solistenquartett zu danken, welches durch die stets akkurate Vorbereitung den Probenfluss erheblich vorantrieb, sowie Chor und Orchester, die in sehr intensiven Proben nie die Konzentration oder Lust verloren hatten. Ohne diese enthusiastische Teilnahme aller wäre das Ergebnis nicht in dieser Qualität möglich geworden.
Für alle Mitwirkenden war die Erarbeitung dieses höchst selten aufgeführten Werkes ein großer Gewinn, beinhaltet es doch alle musikalischen Formen, die in der Barockmusik Bedeutung haben und sowohl für das Ensemble wie auch für die Dirigent*innen besondere Herausforderungen darstellen.