Das Studienjahr 2024/2025 hielt für die Studierenden am Institut für Historische Aufführungspraxis ein paar Highlights bereit. In vier prägenden Meisterkursen konnten sie besondere Erfahrungen sammeln und von einer praxisnahen Ausbildung profitieren.
Im November 2024 durfte unsere Hochschule Prof. Gerhart Darmstadt für einen Meisterkurs begrüßen. Der renommierte Cellist und Spezialist für Historische Aufführungspraxis arbeitete eine Woche lang intensiv mit Studierenden des Instituts, wobei der Fokus nicht nur auf solistischem Cellospiel, sondern auch auf der kammermusikalischen Arbeit lag.
In einer Reihe von offenen Unterrichtseinheiten wurden barocke und klassische Werke unter stilistischen Gesichtspunkten vertieft. Die Studierenden profitierten dabei nicht nur von Prof. Darmstadts umfassender musikalischer und historischer Expertise, sondern auch von seinem pädagogischen Feingefühl. Besonders hervorzuheben ist die interdisziplinäre Ausrichtung des Kurses: Auch Studierende mit »modernen« Instrumenten sowie Gesangsstudierende nahmen teil, wodurch ein reger Austausch zwischen den verschiedenen Instituten entstand.
Ein besonderer Höhepunkt der Kurswoche war der Vortrag von Prof. Darmstadt zum Thema »Andante in der Musik des 18. Jahrhunderts«. In seinem inspirierenden Beitrag spannte er einen weiten Bogen von musikwissenschaftlichen Quellen bis hin zur künstlerischen Umsetzung im Konzertalltag und regte zu lebhaften Diskussionen an.
Der Meisterkurs mit Prof. Darmstadt stellte eine große Bereicherung für die Hochschule dar und war für alle Beteiligten eine nachhaltig prägende Erfahrung. Wir danken Prof. Darmstadt für sein Engagement und freuen uns auf eine mögliche Fortsetzung dieser fruchtbaren Zusammenarbeit.
Julian Weiß
Vom 9. bis 12. Dezember 2024 fand an der HMTM ein Meisterkurs für Orgel- und Cembalostudierende unter der Leitung von Prof. Maurizio Croci statt. Thema der Meisterklasse war die italienische Musik des 17. Jahrhunderts – ein für unsere Hochschule besonders relevantes Thema, da wir kürzlich eine besonders begehrte italienische Orgel aus der Werkstatt des italienischen Orgelbauers Marco Fratti erhalten haben. Um dieses wunderbare Instrument beneiden uns viele andere Musikinstitutionen.
Um die frühe italienische Musik zu verstehen, ist der direkte Kontakt mit einem Vertreter dieser Sprache und dieses Stils entscheidend. Prof. Maurizio Croci erwies sich dabei als würdiger Meister, der nicht nur den Stil, sondern auch das Orgel- und Cembalospiel perfekt beherrscht. Er vermittelte den Studierenden fundierte Kenntnisse aus historischen Quellen, gab wertvolle Hinweise zur Verbesserung der Spieltechnik und des Klangs und inspirierte zu einer vertieften Auseinandersetzung mit diesem Repertoire.
Unser besonderer Dank gilt Prof. Maurizio Croci für seine bereichernde und engagierte Arbeit mit den Studierenden, die diesen Kurs zu einem besonderen Erlebnis gemacht hat.
Ebenso danken wir Prof. Christine Schornsheim, Prof. Bernhard Haas, Prof. Dr. Martin Sander und Peter Kofler herzlich für die Unterstützung und Vorbereitung ihrer Studierenden sowie allen, die die Organisation dieser wertvollen Tage ermöglicht haben.
Milena Baroian
Am 15. Januar 2025 hatte unser Institut erneut das Glück, dass eine weitere große Persönlichkeit der »Alte-Musik-Szene« – der Spezialist für historische Oboeninstrumente, Ensembleleiter und Dirigent, Wissenschaftler und Pädagoge Prof. Alfredo Bernadini vom Mozarteum Salzburg – sich ziemlich spontan bereit erklärte, neben der Ringvorlesung zum Thema »The Charme of Imperfection in Early Music« auch eine halbtägige Masterclass für die Barockoboenklasse von Prof. Saskia Fikentscher abzuhalten. Es gab zwei Einzelunterrichte mit Oboensonaten von Thomas Vincent, eine Kammermusikstunde mit einer Fasch-Triosonate und ein von den Studierenden selbst zusammengestelltes Pasticcio mit der Oboenband, in der die ganze Klasse zusammen mit Studierenden der Barockfagottklasse selbständig erarbeitete Tanzsätze verschiedener Komponisten des Hochbarock musizierte. Trotz der Kürze des Workshops nahmen die Studierenden viele Anregungen und lebendige Inspiration mit – dank Herrn Bernadinis sprühender Musikalität, gepaart mit seinem umfassenden und fundierten aufführungspraktischen Wissen. Wir hoffen sehr auf eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit (dann hoffentlich mit etwas mehr Zeit) mit ihm und seiner Salzburger Klasse z.B. in Form von größer besetzten Oboenband-Projekten.
Prof. Saskia Fikentscher
»Der Klang alter Musik ist nicht alt – er ist zeitlos. Er spricht das Herz an, wenn wir nicht nur Noten spielen, sondern durch den Atem sprechen.«
– Barthold Kuijken
Vom 27. bis 31. Januar 2025 durften wir Prof. Dr. Barthold Kuijken – eine der herausragendsten Persönlichkeiten der historischen Aufführungspraxis, insbesondere für die Traversflöte, als Gast an unserer Hochschule begrüßen.
Ihn live zu erleben – sei es im Unterricht oder beim Konzert am 27. Januar, das er gemeinsam mit Frau Prof. Schornsheim im vollbesetzten Kleinen Konzertsaal in der Arcisstraße gab – war mehr als eine Fortbildung: Es war eine Begegnung mit dem Ursprung einer Klangwelt.
Kuijkens künstlerische Klarheit, seine tief empfundene Verantwortung und Demut gegenüber der Musik sowie sein kompromissloses Gespür für Stil und Ausdruck hinterließen einen nachhaltigen Eindruck – nicht nur bei den Studierenden der HAP, sondern auch bei den Flötist*innen der Klasse von Prof. Andrea Lieberknecht, die einen Unterrichtstag mit dem Meister verbringen durften. Sein Vortrag zum Thema »Inegalité – auch und besonders außerhalb Frankreichs« im Rahmen des Ringseminars fand sehr große Resonanz unter den Studierenden und Lehrenden der Institute I und VIII. Zum Abschluss dieser besonderen Woche präsentierten die Studierenden die beim Kurs erarbeiteten Kammermusikwerke bei einem Matinee Konzert der Reihe »Musica Poetica« in der Kreuzkirche unter dem Motto »Von Herz zu Herz«.
Ein herzlicher Dank gilt der Hochschulleitung, der Veranstaltungsorganisation und allen Kolleginnen und Kollegen der Institute I und VIII, die durch ihre Unterstützung und ihr großes Engagement dafür sorgten, dass der Aufenthalt von Herrn Prof. Kuijken zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde.
Prof. Marion Treupel-Franck