Wenn man Béla Bartóks Musik hört, meint man manchmal, die Erde selbst atmen zu hören. Seine Werke wurzeln tief – in der ungarischen Landschaft, in den Stimmen der einfachen Leute, in jahrhundertealten Melodien, die von Generation zu Generation weitergetragen wurden. Und doch ist seine Musik alles andere als altmodisch. Sie ist wild, kühn, modern – oft rau, manchmal zärtlich, immer aufrichtig.
Bartók war kein Komponist, der Musik einfach »erfand«. Er suchte sie – draußen auf den Feldern, in den Dörfern, in den Liedern der Hirten und Bäuerinnen. Mit Phonograph und Notizblock zog er durch Osteuropa, sammelte Volkslieder, zeichnete Rhythmen und Klänge auf, die bald in seine eigenen Werke einflossen. Er war einer der Ersten, die begriffen: In der Musik der einfachen Menschen liegt eine unverfälschte Wahrheit.
Wer seine Musik hört, begegnet nicht nur Tönen, sondern einem Menschen, der mit ganzem Herzen für das gekämpft hat, woran er glaubte: für Kultur als Lebensform, für Schönheit ohne Zierde, für Wahrheit ohne Pathos.
Moderation: Dr. Tobias Reichard