Aktionstag am 11. April: Die Rückkehr der Namen

12. April ’24

Unsere Hochschule beteiligte sich als Projektpartnerin am Aktionstag »Die Rückkehr der Namen«, der vom Bayerischen Rundfunk und dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München initiiert wurde. Am 11. April 2024 gedachten wir gemeinsam den Opfern des nationalsozialistischen Terrors. Die Geschichten von 1.000 ermordeten Münchner*innen wurden ab 15 Uhr an vielen Orten der Innenstadt mit ihrer persönlichen Geschichte von Pat*innen vorgestellt. Anschließend trafen sich alle Beteiligten und Interessierten um 17 Uhr auf dem Münchner Königsplatz und gingen dann auf einem »Weg der Erinnerung« durch das ehemalige »Braune Viertel« zum Odeonsplatz. Dort fand eine Abschlussveranstaltung mit Interviews, Filmen, Musik und Performances statt.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden auch viele Musiker*innen und Künstler*innen verfolgt und ermordet, darunter rund 100 Alumni und Angehörige unserer Hochschule, die damals noch als »Staatliche Akademie der Tonkunst, Hochschule für Musik in München« im Münchner Odeon an der Ludwigsstraße untergebracht war. Nachdem das Odeon im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, zog unsere Hochschule 1957 in den nahezu unversehrt gebliebenen nationalsozialistischen Repräsentationsbau an der Arcisstraße 12, dem Hauptgebäude auf dem Campus Arcisstraße.

Als Hochschule, und damit als Kultur- und Bildungsort, setzen wir uns für eine lebendige Erinnerungskultur ein. Wir engagieren uns für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und stellen uns dauerhaft und klar gegen Rechtsextremismus. Diese Haltung übersetzen wir in Konzerte, Performances, in Seminare, Konferenzen und Veröffentlichungen. So wird sie für Studierende und Lehrende, aber auch für die Münchner Stadtgesellschaft zugänglich und erlebbar. Das Ben-Haim-Forschungszentrum an unserer Hochschule leistet dafür einen wichtigen Beitrag: Es untersucht jüdische Musik im süddeutschen Raum sowie Leben und Werk NS-verfolgter Musiker*innen und gibt damit wichtige Impulse, auch für die künstlerische Praxis unserer Studierenden. Auch in Konferenzen – wie im Juni 2024 zu Ruth Schonthal – oder im »Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit«, das von unserer Hochschule mitherausgegeben wird, schaffen wir eine wichtige Basis für die wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen.

Foto: HMTM

Im Rahmen von »Die Rückkehr der Namen« hat die Hochschule für Musik und Theater München drei Patenschaften übernommen:

Melanie Katz: Die Sängerin und Pianistin wurde 1873 in Frankfurt a.M. geboren. Von 1893 bis 1896 studierte sie an unserer Hochschule Solo- und Operngesang. Gemeinsam mit ihrer Schwester Clothilde Katz trat sie unter dem Künstlernamen »Melanie Keller« in München auf. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme durfte sie nicht mehr öffentlich auftreten und verdiente ihren Lebensunterhalt als Gesangs-, Klavier- und Rhetoriklehrerin. Im Juni 1942 wurde sie zuerst nach Theresienstadt, knapp drei Monate später in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, wo sie vermutlich bereits bei ihrer Ankunft ermordet wurde.

Otto Manasse: 1861 in Stettin geboren, studierte Otto Manasse zunächst in Berlin Philosophie und promovierte anschließend in München in Chemie. Daneben war er Schüler des Komponisten Max Regers, der kurzzeitig auch Dozent an unserer Hochschule (damals: Königliche Akademie der Tonkunst) war. Neben kammermusikalischen Werken komponierte Otto Manasse insbesondere protestantische Kirchenmusik, die in München wiederholt zur Aufführung kam. Am 24. Juni 1942 wurde er mit demselben Transport wie Melanie Katz nach Theresienstadt deportiert, wo er fünf Monate später starb.

Ernst Mosbacher: Der Tenor Ernst Mosbacher wurde 1900 in München geboren. Unterrichtet wurde er unter anderem von der Opernsängerin Anna Bahr-Mildenburg und dem Sänger Paul Kuhn, die ihn auf eine Laufbahn als Opernsänger vorbereiteten. Als Heldentenor sang er die großen Partien seines Faches, konnte ab 1933 mit der Einführung der Reichsmusikkammer seine Karriere aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht fortsetzen. Er trat daraufhin nur noch im Jüdischen Kulturbund auf. 1935 wurde er an das Stadttheater Bern engagiert und ging nach Zwischenstationen in Basel und Monte Carlo schließlich nach Frankreich. Dort geriet er in Gefangenschaft der deutschen Besatzer und wurde im September 1942 nach Auschwitz deportiert, wo er unter ungeklärten Umständen starb.