Erinnerungsarbeit

Unsere Hochschule fördert und unterstützt erinnerungskulturelle Arbeit ausdrücklich und sieht diese als Teil ihres demokratischen Auftrags. Sie bekennt sich zu ihrer besonderen historischen Verantwortung – nicht zuletzt durch die Nutzung ihres Hauptgebäudes in der Arcisstraße 12 in München, dem ehemaligen sogenannten ‚Führerbau‘, einem Repräsentationsgebäude des Nationalsozialismus, in dem u.a. 1938 das Münchner Abkommen unterzeichnet wurde.

Allein die Biografien von mehr als 100 Mitglieder unserer Hochschule – ehemalige Studierende, Lehrende und weitere Beschäftigte – sind untrennbar mit der NS-Vergangenheit verbunden: Sie wurden entweder aufgrund ihrer Herkunft und politischen Überzeugungen durch das NS-Regime verfolgt oder stellten ihre Tätigkeit in den Dienst des Nationalsozialismus. Die eminent politische und gesellschaftliche Dimension, die Musik stets besitzt, tritt hier besonders deutlich zutage.

Vor diesem Hintergrund initiiert unsere Hochschule Forschungsarbeiten, die sich mit NS-verfolgten Musikerinnen und Musikern oder mit dem jüdischen Musikleben im süddeutschen Raum auseinandersetzen. In musikwissenschaftlichen Seminaren oder bei der Erarbeitung von Konzertrepertoire im künstlerischen und künstlerisch-pädagogischem Unterricht finden Ergebnisse aus dieser Forschung Eingang in die Ausbildung unserer Studierenden. Durch Vernetzung und Kooperation, durch Gesprächsveranstaltungen, Konferenzen und Konzerte fördert unsere Hochschule Diskurse und schafft Verbindungen in die Gesellschaft.

Unsere Hochschule möchte ein Ort des multiperspektivischen Dialogs sein, auch über die Auseinandersetzung mit NS-Geschichte hinaus. Wir wollen nicht nur der vielfältigen Bedeutung von Musik in unserer Gesellschaft Rechnung tragen, sondern auch der Diversität unserer Hochschulfamilie. Erinnerungskulturelle Arbeit ist also nicht im Sinne einer konservatorischen Praxis zu verstehen. Sie dient vielmehr der bewussten Vergegenwärtigung historischer Ereignisse und der kritischen Auseinandersetzung mit der geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Dimension künstlerischer Tätigkeit. Im Zusammenwirken von Kunst und Wissenschaft sollen Räume für Erinnern und Reflexion geschaffen werden, um darüber konstruktive Perspektiven für Gegenwart und Zukunft zu entwickeln.