Neue Werke für Zither: Gemeinsames Projekt der Zitherklassen München und Linz

Ein Nachbericht von Thomas Keller

12. November ’25

Lange schon stand die Idee immer mal wieder im Raum, nun wurde sie endlich realisiert: Vom 10. bis 12. Oktober 2025 trafen sich erstmals die Zitherklassen der Hochschule für Musik und Theater München und der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz zu einem gemeinsamen Projekt!

Foto: privat
Die Zither-Studierenden aus München und Linz, mit Tajda Krajnc, Martin Mallaun und Gunter Schneider.

Da nur sehr wenige Ausbildungsstätten den Studiengang Zither anbieten (in Deutschland ausschließlich die HMTM), war und ist es uns als Zitherklasse ein umso größeres Anliegen, uns mit unseren österreichischen Kolleginnen und Kollegen zu vernetzen und zusammenzuarbeiten.

Die eigentliche Idee zu diesem ersten gemeinsamen Projekt stammt vom Leiter der Linzer Zitherklasse Martin Mallaun: Beim 10. Internationalen Wettbewerb für Zither, der im März 2024 an unserer Hochschule ausgetragen wurde, bemerkte er bei den Nachwuchswettbewerben, dass es leider im Verhältnis noch immer zu wenig zeitgenössische Originalliteratur für Zither gibt, die speziell auch für Kinder und Jugendliche – gerade in Hinblick auf Wettbewerbe – ansprechend und spielbar ist.

So dauerte es nicht lange, bis Martin Mallaun zusammen mit Tajda Krajnc, der Leiterin der Münchner Zitherklasse, den Entschluss fasste, junge Komponistinnen und Komponisten der Kompositionsklassen der Musikhochschulen in München, Linz und Wien anzuregen, neue Zitherwerke für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Diese sollten dann im Rahmen eines gemeinsamen Projekts erstmals von den beiden Zitherklassen in Linz uraufgeführt werden und eine Woche später in München im Rahmen der Reihe »hellhörig« ihre Zweitaufführung erleben.

Tajda Krajnc bot im Vorfeld auch einen Workshop für die Münchner Kompositionsklassen an, um diesen bereits wertvolle Tipps und einen Überblick darüber zu geben, welche Spieltechniken und Effekte auf der Zither möglich sind. Nachdem dann die Kompositionen fertig geschrieben und arrangiert und die Konzerte geplant waren, stand dem gemeinsamen Projekt in Linz nichts mehr im Wege!

So trafen wir schließlich am Freitagmittag schwer beladen mit Instrumenten und Zithergestellen in der Bruckner-Uni ein. Martin Mallaun empfing uns herzlich und machte uns gleich mit den Räumlichkeiten vertraut. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der gemütlichen Mensa begannen wir sofort mit der Probenarbeit. Neben den Uraufführungen der neuen Solo- und Duo-Werke für Zither standen nämlich auch zwei größere Tutti-Werke auf dem Programm: Die »Zitherpartie« von Gunter Schneider (*1954) und »Schwarm-Mobile« des Zitherspielers und Komponisten Leopold Hurt (*1979). Die beiden Stücke bildeten den Rahmen der Konzerte und wurden von allen Beteiligten der beiden Zitherklassen gespielt.

Nach einem gemütlichen gemeinsamen Ausklang am Freitagabend hatten wir dann am Samstagvormittag die große Ehre und Freude, die »Zitherpartie« gemeinsam mit ihrem Komponisten Gunter Schneider live vor Ort zu erarbeiten. So bekamen wir wertvolle Anregungen zu diesem ganz speziellen Stück für acht Zithern, bei welchem u. a. Stricknadeln an verschiedenen Positionen in die Zithern »eingewebt« werden, und der Komponist eröffnete uns lebhaft seine klangliche Vision des Werks.

Foto: privat

Um 19:00 Uhr fand dann das Konzert im Reinhart-von-Gutzeit-Saal der Anton Bruckner Privatuniversität statt. Das Konzert wurde zudem auch live für alle, die nicht vor Ort dabei sein konnten, im Internet gestreamt. Eine große Freude war es auch, dass einige Komponistinnen und Komponisten der uraufgeführten Werke zu den Konzerten in Linz und München kommen und dem Publikum etwas zu ihren Stücken erzählen konnten.

Nach einer gemeinsamen Abschlussfeier in einem Linzer Restaurant machten wir uns am Sonntagmorgen dann auf, um – pünktlich zum Semesterstart am 13. Oktober – die Heimreise nach München anzutreten.

Alle entstandenen Neukompositionen erschienen erfreulicherweise als Notenbeilage zur letzten Ausgabe des Magazins des Deutschen Zithermusik-Bundes e.V. in der Reihe »StückWerk«.
Alle waren sich einig, dass wir als Zitherklasse zukünftig gerne öfters ein solches gemeinsames Projekt planen und realisieren könnten! Ist es nicht nur persönlich eine unglaubliche Bereicherung, sondern schafft es auch einen wichtigen Beitrag, die Zither und unsere Musik noch weiter in die Welt hinauszutragen!

Thomas Keller (Masterstudent der Zitherklasse der HMTM)